Ich habe diese Woche meinen ID.3 abgegeben. Er war ein Firmenwagen, und da ich jetzt die Firma wechsle, ging er zurück. Ich hatte ihn ein knappes Jahr. Einen neuen Firmenwagen kann ich frühestens nach Ende der Probezeit in der neuen Firma bekommen, jedenfallls bis dahin werden meine Frau und ich uns erst mal ein Auto teilen, was geht, weil wir beide viel im Homeoffice arbeiten.
Ich habe mich gefragt, ob ich wieder einen ID.3 nehmen würde, und ich bin mir sehr unsicher.
Pro ID.3:
- Der Wagen fährt sich super. Die Lenkung ist genau richtig zwischen weich und straff, das Lenkrad fasst sich sehr gut an. Das Fahrwerk lässt einen die Straße spüren, ohne zu hart zu sein. Die Kurvenlage ist prima. Halt ein VW: Wenn die irgendwas können, dann das!
- Man kann einen ID.3 sparsam fahren. In aller Regel bin ich mit 16-17 kWh auf 100 km ausgekommen, selbst im Winter, außer auf sehr kurzen Strecken.
- Entsprechend ist die Reichweite mit dem 77kWh-Akku wirklich prima. Auf Langstrecken habe ich die versprochenen 500+ km tatsächlich erreicht, wenn ich mich auf der Autobahn auf 110 km/h beschränkt habe.
- Der Travel Assist funktioniert ziemlich gut (wenn man die automatische Anpassung an Geschwindigkeitsbeschränkungen deaktiviert, weil er mir da zu hart in die Eisen geht und manchmal auch irrtümlich die Beschränkung der Parallelfahrbahn erkennt).
Contra ID.3:
- Große Teile der Software. Ich meine, jetzt mal im Ernst: Was für ein Schrott! Über das Bedienkonzept kann man sich ja noch streiten, das fand ich nicht überragend, aber okay. Aber insbesondere die Performance des Infotainments ist unterirdisch.
Beispiele: Ich will nicht minutenlang warten müssen, bis das System hochgefahren ist, damit ich ein Navigationsziel eingeben kann. Wenn ich das Navigationsziel per App gesendet hatte, will ich, dass es nach dem Start direkt da ist. Bei meinem T-Roc vorher war das auch so (und der konnte außerdem mehrere Ziele auf einmal empfangen). Und wenn ich die Navigation endlich gestartet habe, erwarte ich die Richtungsansagen direkt, nicht manchmal erst eine weitere Minute später, wenn dann teilweise mehrere Ansagen direkt hintereinander kamen, die in der Zeit angefallen waren.
Mein Handy soll (inkl. Android Auto) zuverlässig verbunden werden, nicht erst nach zwei Minuten oder ab und zu gar nicht.
Und wenn ich irgendwo drauf tippe, dann soll bitte direkt was passieren, nicht manchmal erst nach 2 Sekunden, sodass man denkt, es hat nicht geklappt.
Drei Mal ist mir das ganze System mitten während der Fahrt so abgestürzt, dass auch das Fahrerdisplay nicht mehr richtig funktionierte, bis sich das ganze System nach ein paar Minuten resettet hatte. Geht gar nicht. - Die Assistenten funktionieren wirklich gut - wenn sie funktionieren. Sie fielen mir aber zu oft einfach aus. Dann meldete das Auto aus unerfindlichen Gründen (im Sommer bei Temperaturen um 15°), dass Front Assist oder Side Assist oder was auch immer nicht oder eingeschränkt verfügbar wären. Warum?
- Nur eine Kleinigkeit: Die mit Klavierlack überzogenen Teile der Inneneinrichtung, insbesondere in den Türen, sehen superschnell unansehnlich aus, man sieht jeden kleinsten Schmutz.
- Keine eigenen Fensterheber für hinten einzubauen ist einfach dämlich.
- Bei meinem ID.3 ging nach ein paar Monaten die Umwälzpumpe für das Kühlmittel kaputt. Klar, sowas kann immer mal passieren, wurde auf Garantie repariert, die Reparatur hat aber Wochen gedauert (erst auf den Termin warten, dann zwei Wochen in der Werkstatt, bis das Ersatzteil kam).
Unterm Strich bin ich insbesondere wegen der Softwareprobleme knapp bei einer Entscheidung *gegen* einen weiteren ID.3. Oder sind die bei den Facelift-Modellen behoben?
Ich habe schon mal locker nach anderen Autos geguckt und auch zwei Probefahrten gemacht. Diese Modelle erwäge ich zurzeit, auch wenn die Entscheidung erst in ein paar Monaten ansteht und bis dahin ja vielleicht auch noch was passiert auf dem Markt:
- Hyundai Kona Elektro: Fährt sich gut, wenn auch typisch asiatisch weich abgestimmt. Gute und responsive Software mit großen Displays! Ist mir in der neuen Version aber eigentlich ein bisschen zu groß.
- Smart #1 oder #3: Das sind einfach geile Autos, die allerdings etwas zu viel verbrauchen (eher so 20 kWh auf 100 km bei sparsamer Fahrweise). Relativ kleiner Kofferraum. Kein Segelmodus, auch in der Standardeinstellung wird rekuperiert, sobald man vom Strompedal geht.
- Opel Mokka Electric: Bin ich nicht probegefahren, könnte aber ganz okay sein, allerdings hat Opel irgendwann den Preis angehoben, so dass ich das Auto jetzt einfach zu teuer finde für das, was es bietet.
- Volov EX30: Muss ich mir noch mal genauer ansehen. Von der Größe und vom Design her jedenfalls gut.
Ich werde hier im Forum jedenfalls weiterhin mitlesen, um Entwicklungen an den Modellen und der Software mitzubekommen.