Alles anzeigenIch weiß ja nicht, inwieweit Du genauere Kenntnisse über die öffentliche Verwaltung hast, aber womöglich überschätzt Du die Macht des "kleinen" Beamten, "kreativ" zu handeln.
Im Rechtsstaat ist die Verwaltung an Recht und Gesetz gebunden und nicht immer ist Ermessen gestattet.
Selbst wenn ein e-Auto fahrender Beamter die offizielle Line persönlich für falsch hält, kann er u.U. nicht einfach anders machen. Ober sticht Unter.
Der kaputt gesparte öffentliche Dienst (Personalmangel) und schlechte Hard- u. Softwareausstattung machen die Sache auch nicht besser.
Unbestreitbar werden auch in der öffentlichen Verwaltung wie in der Privatwirtschaft gemacht, wo Menschen sind, passieren unvermeidbar auch Fehler.
Es geht mir nicht um 'an Recht und Gesetz gebunden. Das ist völlig klar. Und natürlich kann kein 'kleiner Beamter' mal eben die komplette Planung über den Haufen werfen. Aber aus meiner Erfahrung mit und in diversen kommunalpolitischen Gremien kann ich sagen, dass in der Regel die Entscheidungsgremien (insbesondere Gemeinde- und Stadträte) nicht das Wissen und in den allermeisten Fällen auch gar nicht die Kapazität haben, tiefer in Planungsfragen einzusteigen. Und in sehr vielen Fällen kommt auch der Anstoß für ein Projekt aus der Verwaltung. Und selbst wenn ein Projekt aus der Politik angestoßen wird ('wir brauchen hier ein Neubaugebiet/wir wollen ein neues Sportzentrum...') geht die Verwaltung los und sammelt die Anforderungen ein. Zum einen nach 'Recht und Gesetz', aber da kommt dann auch viel eigener Erfahrungsschatz hinzu. Und da macht sich dann bemerkbar, wenn diejenigen Dinge auf dem Schirm haben, die eben nicht vorgeschrieben sind, sondern praktisch/sinnvoll/kreativ... Ich hab z.B. zwei Verkehrsprojekte in einer Großstadt in BW miterlebt. Bei einem war einer der leitenden Planer Fahrradpendler: die Planung war am Ende deutlich besser für Rad- und Autofahrer. Einfach, weil er wusste, dass bestimmte Sachen in der Praxis nicht funktionieren würden.
Und wenn ein Verwaltungsmitarbeiter selber Bezug zu e-Autos hat, dann wird er bei der Planung einer neuen Schule vielleicht eher mal sagen 'für den Lehrerparkplatz sollten wir aber besser mal gleich Ladesäulen vorsehen oder zumindest entsprechende Leitungen vorsehen'. Und damit geht es dann an die politischen Entscheidungsgremien. Die treffen die Entscheidung, die tragen die Verantwortung, die geben die Gelder frei - aber sie vertrauen in aller Regel auf Verwaltungsvorarbeiten.
Und da ist dein Punkt ganz entscheidend: der öffentliche Dienst ist da kaputtgespart. Die allermeisten Gemeinden haben gar nicht mehr genug Personal um größere Projekte vernünftig vorzubereiten. Und Konzepte zu erarbeiten, die über das absolute Minimum hinausgehen, ist dann schlicht nicht drin.