Das Problem ist vielschichtig:
1. Die Anbieter von Ladekarten haben keine Wahl: Anbieter wie EnBW, Maingau, EWE Go etc. haben ein Problem mit Ladevorgängen an Ladestationen anderer Betreiber (sogenanntes Roaming) - dort kostet eine kWh AC gut und gerne 45ct, für DC auch mal schnell 70ct (man kann ja mal bei NewMotion gucken, die reichen die Preise meist nur durch) - bei einem solchen Einkaufspreis kann ein Anbieter mit 39ct pro kWh AC ja nur Verlust machen.
2. Die Einkaufskonditionen für Strom an Ladestationen sind hoch - Ladestationsbetreiber können leider nicht zu Industriepreisen einkaufen. Daher beträgt der Einkaufspreis rund 21ct - Wenn eine AC Ladestation (6.000 € Hardware + 4.000 € Installation + 2.500 € Wartung, Lizenzgebühren, Betrieb, Support) nun knapp 12.500 € kostet und 10 Jahre dort stehen soll (danach erfolgt der Austausch), dann müssten bei einem Endkundenpreis von 39ct pro kWh (entspricht 18ct abzüglich Einkaufspreis) rund 70.000 kWh bezogen werden. Das entspricht rund 19 kWh pro Tag auf 10 Jahre gerechnet. Wenn wir jetzt mal kurz betrachten, dass angeblich die Ladeinfrastruktur total hinterher hinkt und wir aktuell eher Werte von 12 kWh pro Tag haben (die beim weiteren Ausbau von Ladeinfrastruktur in Relation zu der Zulassung im schlimmsten Fall eher sinken wird) können die Betreiber mit solchen Preisen ebenfalls keinen Gewinn einfahren. Übrigens: DC Ladestationen sind noch krasser, da kostet eine Station mit 2 Ladepunkten gut und gerne mal schnell 100.000 €+ (daher relativieren sich auch Preise von 70ct ganz schnell in Richtung "halbwegs angemessen, vielleicht leicht überteuert".
3. Die Anbieter von Ladekarten sind selbst Schuld: Jeder noch so kleine Hans & Franz möchte seine eigene Ladekarte anbieten. Und dann auch noch mit rein regionalem Zugang zu einem Bruchteil der Ladeinfrastruktur. Dies führt letzlich ja zu dem Jungel (wenn man EWE Go & EnBW nicht kennt) und sorgt dafür, dass sich die Politik lieber mit solchen Themen wie EC- & Kreditkarten-Terminals befasst. Wie heißt es so schön: Man erntet was man säht.
Ganz grundsätzlich gäbe es aber ein paar Handlungspunkte mit denen man die öffentliche Ladeinfrastruktur total attraktiv machen kann:
1. Günstigere Einkaufskonditionen für Strom an öffentlichen Ladestationen und damit dann
2. Günstigere und halbwegs standardisierte Preise im Roaming
Würde man das angehen, so könnten Betreiber von Ladeinfrastruktur und auch Ladekartenanbieter mit Gewinnen laufen (Betreiber mehr als Kartenanbieter; letzterer sollte nur leicht über Kostendeckung sein) und der Kunde könnte mit 29ct an AC und 39ct an DC laden. Aber wie so oft: So einfach ist das alles leider nicht.