Maximale Ladeleistung, wovon abhängig?

  • Hallo,

    fahre seit 4 Wochen einen neuen GTX.

    Wie kann ich rausfinden was die max. Ladeleistung bei meinem Akku ist?

    War neulich an einer Gleichstromstation mit angeblich 200kw Leistung. Ich war der einzige an der Station, dennoch war die Ladeleistung auf 50kw begrenzt. Sollten da nich 125kw möglich sein?

    Besten Dank vorab.

    Veit

  • Schon mal was von einer Ladekurve gehört?

    Google mal in der Google Bildsuche "Ladekurve ID.5 GTX" und schau dir die Diagramme an. (Oder klick auf den Hyperlink, der automatisch zur Wiki-Seite verlinkt)

    Die Ladekurve zeigt, bei welchem Ladestand der Akku im Optimalfall wie viel kW laden kann.
    Das sind bei GTX ungefähr bis zu ca. 25% SOC noch 150, bis ca. 45% noch maximal 100 kW.
    Danach fällt das relativ linear ab und erreicht bei ca. 80% ca. 30 kW, weshalb die letzten 20% nochmal länger dauern, wenn du bis 100% laden willst.

    Das hängt aber auch von Faktoren wie Temperatur und ggf. auch damit zusammen, ob die Ladesäule Sperenzchen macht.

    Außerdem kann 200 kW auf der Ladesäule bedeuten, dass die Ladesäule 4 50 kW Anschlüsse hat.
    Du musst explizit darauf achten, dass der Einzelne Anschluss die Leitung bringt.

    Abhängig von der Art der verbauten Batteriezellen ist dein ID5 GTX ggf. auch auf 135kW max. beschränkt, so ist das bei meinem zumindest.
    Die Modelle, die bisher die letzten Monate ausgeliefert wurden, schaffen bis zu ca. 170kW bei niedriger SOC.

  • A) Auto. Der Akku hat eine maximale Ladeleistung, die von der Architektur des Hochvolt-Systems, dessen Komponenten etc. bestimmt wird. Dann kommen momentane Eigenschaften des Akkus, dazu: Ladestand, Temperatur und Spannungsverteilung der einzelnen Zellen. ABER: Es gibt auch eine Begrenzung der Ladeleistung durch den Produktionsmodus. Wenn du noch nie mehr als 50kW gesehen hast, würde ich das überprüfen lassen.


    B) Ladestation. Die kann natürlich nur mit der Leistung laden, die das Fahrzeug akzeptiert, aber auch nur mit der Leistung ihrer eigenen Elektronik. Die Angaben auf der Ladestation sagen dir aber leider auch nicht, ob die Ladestation diese Leistung auch bei 400V oder nur bei 800V erreicht.


    Dazu gibt es lustige andere Effekte bei den Ladestationen, weswegen oft über die Mängel in dieser geschimpft wird. Teils zurecht, teils nicht. Fangen wir beim Netz an. Die HPCs hängen oft am Mittelspannungsnetz und können in ihrer Leistung vom Netzbetreiber gesteuert werden. Zwischen den Ladestationen gibt es dazu oft ein Energiemanagement. Einige Ladestations-Hersteller sind hier berühmt-berüchtigt für ihre Unfähigkeit das auf die Reihe zu bekommen (*hust* EVbox *hust* Efacec *hust*), aber die Aufteilung der Leistung ist halt ein Thema. Dann kann die Ladestation bzw. die Trafos oder Ladestecker natürlich überhitzen....passiert selbst bei Tesla. Natürlich kann auch der Ladestationsbetreiber die Leistung auf feste Werte setzen, ALDI ist da so ein Kandidat. Und zuletzt gibt es natürlich die schönen Unterschiede in Kabeln und Steckern und Betreiber die hier Geld sparen und ihre Ladestationen mit einem 150kW-Kabel und einem 50kW-Kabel ausstatten.


    Such doch mal die Ladestation bei https://www.goingelectric.de/stromtankstellen/ heraus, dann kann dir evtl. damit geholfen werden.

  • Vielen Dank für die Tips. Das hat schon sehr geholfen. Ich check nun erstmal ob der Akku in meinem id4gtx für ü100kw überhaupt freigegeben ist.

  • Die höhere Ladeleistung war für den GTX nie optional, nur für den Pure und einige (wenige) Enyaqs. >100kW ist da Serie :)


    Aber ja, funk mal deinen Händler an ob da alles korrekt freigeschaltet ist!

  • BeXPerimental vielen Dank für deine ausführliche Zusammenfassung am 30.12.2022 - die ich jetzt nicht noch einmal hier zitieren möchte 👏

    Was ist die Konklusio daraus:

    • Die tatsächliche Ladeleistung ist von so vielen unterschiedlichsten, nicht beeinflussbaren Komponenten abhängig, dass die theoretisch erreichbare maximale Ladeleistung in der Praxis nicht einmal annähernd erreicht wird (das erinnert mich stark an die früheren reinen Marketing-Angaben zum Durchschnittsverbrauch unter Laborbedingungen, die in Realität niemals erreichbar sind)!
    • Ich habe mich damit abgefunden (Lerneffekt!), mit 50 kWh Ladeleistung schon sehr zufrieden zu sein🤨 Oft bin ich ja schon glücklich, wenn die Ladesäule ÜBERHAUPT Strom liefert (aber das ist ein anderes frustierendes Kapitel).
    • Allerdings bin ich NICHT bereit zu akzeptieren, dass durch die Fahrzeug-Software beeinflussbare Faktoren mich daran hindern, die Ladeleistung zu verbessern😡 Dazu gehören Faktoren wie:
      • optimiertes Batterie-Temperatur-Management (zB. optionales Vorheizen für „Schnellladung“),
      • (wirklich) optimierte Ladekurven - keine reinen Sicherheits-Ladekurve,
      • u.v.m.

    Und dass gerade in diesem Bereich - wie auch im GESAMTEN Softwarebereich - VW noch (sehr) viel Dazulern- und Aufholbedarf hat, das wird uns allen tagtäglich vor Augen geführt - DAS können „andere“ besser (und andere auch schlechter)😥


    Wir können nur versuchen uns über die bekannten „Schwächen“ Klarheit zu verschaffen und bestmöglich damit umzugehen - und dafür ist dieses Forum wirklich gut geeignet, vielen Dank dafür 🫶

  • Kann ich uneingeschränkt bestätigen.

    Insbesondere sehr ärgerlich dass die Vorkonditionierung noch nicht funktioniert..... ist denn absehbar dass die irgendwann kommt per Update oder ist das beim aktuellen id4GTX Modell technisch gar nicht möglich?


    Übrigens die Tage habe ich mal tatsächlich bei 2 Grad mit ganzen 95 kW geladen.

    Einmal editiert, zuletzt von Veit () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Veit mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Natürlich ist das technisch möglich. Die MEBs haben ja aktives Thermomanagement. Die Frage ist eher warum VW da so ewig herumtut damit.

    Die tatsächliche Ladeleistung ist von so vielen unterschiedlichsten, nicht beeinflussbaren Komponenten abhängig, dass die theoretisch erreichbare maximale Ladeleistung in der Praxis nicht einmal annähernd erreicht wird (das erinnert mich stark an die früheren reinen Marketing-Angaben zum Durchschnittsverbrauch unter Laborbedingungen, die in Realität niemals erreichbar sind)!

    Das ist es eben nicht ganz. Sobald man die Faktoren kennt kann man sie beeinflussen. Gerade was die Wahl der Ladestationen angeht. So fahre ich z.B. keine Aldi-Ladestationen an, da ich weiß dass diese auf 80kW begrenzt sind oder fahre bei Ladestationen mit mehreren Anschlüssen an eine, an der noch keine Auto hängt.

    Eine Parallele gibt es schon: Beides wird unter kontrollierten Bedingungen aufgenommen, die für alle Hersteller identisch sind. Und einen 1:1-Übertrag auf die echte Welt ist nur sehr schwer möglich. Vor 3,5 Jahren war ich mit dem Polo TDI in Schweden, dort hatte ich einen Verbrauch unterhalb der NEFZ-Angaben. Zurück in Deutschland war ich wieder drüber. Ähnliches mit dem i3s. Der erreicht in Schweden auch seine beworbenen 260km bei vollem Akku, in Deutschland nur beim Überland-Fahren.

    Ich habe mich damit abgefunden (Lerneffekt!), mit 50 kWh Ladeleistung schon sehr zufrieden zu sein🤨 Oft bin ich ja schon glücklich, wenn die Ladesäule ÜBERHAUPT Strom liefert (aber das ist ein anderes frustierendes Kapitel).

    In einem Video auf dem Blauzahn-YT-Kanal wird von 10% Störungsrate mit Bezug auf den Standort gesprochen. D.H. real weniger. Das kommt auch mit meinen Erfahrungen hin...

    Hast du denn mittlerweile bei der Werkstatt die Codierung prüfen lassen? Eine harte 50kW-Beschränkung hat mit den genannten Faktoren, auch der Vortemperierung zu tun. Ich war die letzte Woche mit dem ID.3 1st auf Dienstreise, da stand der auch mal 3 Tage im Frost vor dem Hotel. Beim Zurückfahren hab ich mal ne halbe Stunde nach dem Start an Ionity angestöpselt während ich was im Kofferraum gesucht (und gefunden) habe. Da bekam ich auch irgendwas über 60kW.

  • Codierung habe ich noch nicht prüfen lassen. Allerdings hat der Verkäufer mir per E-Mail bestätigt dass der Akku für 135 kW codiert ist.

    Da ich die Tage beim Minus zwei Grad mal schon die 95 kW Ladeleistung gesehen habe, gehe ich mal davon aus dass das auch stimmt.

    An der gleiche ladesäule bei plus 15 Grad könnte ich mir nun schon vorstellen dass dann eben noch mehr drin gewesen wäre. Deshalb wäre die vorkonditionierung aus meiner Sicht auch sehr sinnvoll und sehr wichtig. Ich habe mal mein Händler angeschrieben ob der absehen kann ob das irgendwann per Update ermöglicht wird.

  • Lt. Info meines Händlers wird der Akku wohl vorkonditioniert sofern ich den Stop in die Routenplanung eingebunden habe.

    Werd ich mal checken...

  • habs heute mit HPC Ziel im Navi probiert, hat trotz über 1h Anfahrt nix gebracht. AT ca. 1°C, grüner Rekubalken im Display war immer noch nicht bei 100% als ich am HPC ankam. Ladeleistung 53 kW

  • Codierung habe ich noch nicht prüfen lassen. Allerdings hat der Verkäufer mir per E-Mail bestätigt dass der Akku für 135 kW codiert ist.

    Wie soll der Händler das aus der Ferne ohne Diagnosetester denn beurteilen können? Der sagt dir was du bestellt hast, aber nicht ob der Transportmodus aus dem Auto tatsächlich raus ist.


    Nach solchen Aussagen zur Vorkonditionierung, die aktuell definitiv noch nicht geht, wäre ich mit den Aussagen ohnehin sehr vorsichtig.

  • Ich finde 50kwh schon echt sehr niedrig, meine Erfahrung bisher in Deutschland. Wenn ich an einen EnBW Schnelllader fahre mit vorher ein bisschen Autobahn, komme ich auf 130kW Ladeleistung. Damit bin ich sehr zufrieden. Ionity läuft auch Problemlos. Bei allen anderen Säulen habe ich max 90Kw geschafft. Ich bin zwar erst 3000km gefahren, aber bisher 95% Schnelllader.

    Mit 53Kw würde ich aber mal zu VW, geht ja gar nicht. Ich bin eher überrascht wie gut die Ladekurve ist, bis 75% lädt er mit 100Kw, hätte ich nicht erwartet und das bei 3 Grad.

  • BeXPerimental vielen Dank für deine ausführliche Zusammenfassung am 30.12.2022 - die ich jetzt nicht noch einmal hier zitieren möchte 👏

    Was ist die Konklusio daraus:

    • Die tatsächliche Ladeleistung ist von so vielen unterschiedlichsten, nicht beeinflussbaren Komponenten abhängig, dass die theoretisch erreichbare maximale Ladeleistung in der Praxis nicht einmal annähernd erreicht wird (das erinnert mich stark an die früheren reinen Marketing-Angaben zum Durchschnittsverbrauch unter Laborbedingungen, die in Realität niemals erreichbar sind)!
    • Ich habe mich damit abgefunden (Lerneffekt!), mit 50 kWh Ladeleistung schon sehr zufrieden zu sein🤨 Oft bin ich ja schon glücklich, wenn die Ladesäule ÜBERHAUPT Strom liefert (aber das ist ein anderes frustierendes Kapitel).
    • Allerdings bin ich NICHT bereit zu akzeptieren, dass durch die Fahrzeug-Software beeinflussbare Faktoren mich daran hindern, die Ladeleistung zu verbessern😡 Dazu gehören Faktoren wie:
      • optimiertes Batterie-Temperatur-Management (zB. optionales Vorheizen für „Schnellladung“),
      • (wirklich) optimierte Ladekurven - keine reinen Sicherheits-Ladekurve,
      • u.v.m.

    Und dass gerade in diesem Bereich - wie auch im GESAMTEN Softwarebereich - VW noch (sehr) viel Dazulern- und Aufholbedarf hat, das wird uns allen tagtäglich vor Augen geführt - DAS können „andere“ besser (und andere auch schlechter)😥


    Wir können nur versuchen uns über die bekannten „Schwächen“ Klarheit zu verschaffen und bestmöglich damit umzugehen - und dafür ist dieses Forum wirklich gut geeignet, vielen Dank dafür 🫶

    Das stimmt nicht ganz. Im Sommer und nach längeren Fahrten habe ich eigentlich immer die maximale Ladeleistung erhalten.

    ——

    ID.3 Tech mit Wärmepumpe, Rechtslenker

    hat nach 6 Monaten eine neue HV Batterie bekommen


    (Und eigentlich heiße ich Max ;))

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