Mit der Shell Ladekarte zahlt man so gut wie bei keiner Ladestation Blockiergebühr.
Das kann gut sein. Liegt im Ermessen von Shell wie sie das handhaben und dem Kunden in Rechnung stellen.
Ich versuche das System zwischen den Parteien mal etwas zu beschreiben
Mal angenommen du hast beim fiktiven Anbieter "MyCharge" eine Ladekarte bestellt ("MyCharge" ist in diesem Fall der Ladekartenanbieter - auch EMP genannt). Diese bieten dir einen einheitlichen Tarif: Überall in ganz Europa an 300.000+ Ladepunkten kannst du für 49 ct pro kWh laden. Nach 120 Minuten musst du jedoch eine Blockiergebühr bezahlen von 5ct pro Minute (jedoch maximal 5€).
Jetzt lädst du mit dieser Ladekarte an einer Ladestation von EnBW und bleibst 240 Minuten an der Ladestation und lädst 20 kWh. Jetzt passiert folgendes:
- Irgendwann in der Vergangenheit
- "MyCharge" hat mit EnBW eine Roaming-Vereinbarung ausgearbeitet. Das bedeutet, dass "MyCharge"-Ladekarten bei EnBW grundsätzlich laden dürfen. In der Vereinbarung sind außerdem die Konditionen (Preise und Bedingungen) festgelegt, womit EnBW dann eine Abrechnung gegenüber "MyCharge" durchführt.
- Der EnBW Tarif ist: 69 ct pro kWh & Blockiergebühr von 10ct pro Minute ab 60 Minuten (ohne Begrenzung)
- Übrigens: Diese Vereinbarungen sind idR. Standard. Also da hat man quasi keine Verhandlungen oder so. Es gibt von jedem Ladestationbetreiber eine Standard-Vereinbarung und die kann man als Ladekartenanbieter dann akzeptieren oder nicht.
- Autorisierung
- Als du deine Ladekarte dran gehalten hast, hat die Ladestation deine Kartennummer gelesen und an EnBW (Ladestationsbetreiber - auch CPO genannt) gemeldet.
- EnBW prüft nun, wem die Ladekarte gehört (unwichtig, wie genau) -> sie finden heraus, dass die "MyCharge" gehört.
- EnBW prüft, ob mit "MyCharge" eine Roaming-Vereinbarung besteht -> für das Beispiel ist das der Fall
- EnBW fragt "MyCharge", ob die Kartennummer i.O. ist und ob "MyCharge" einen Ladevorgang mit dieser Karte erlaubt (Karte kann ja gesperrt sein) -> "MyCharge" sagt, dass geladen werden darf
- EnBW meldet der Ladestation ein "OK" und der Ladevorgang geht los
- EnBW stellt "MyCharge" einen Ladevorgang in Rechnung. In Echt kommt das natürlich pro Monat gebündelt - aber für das Beispiel eben so.
- EnBW nutzt den in der Roaming-Vereinbarung hinterlegten Tarif um den Ladevorgang zu berechnen:
- Arbeitspreis: 69 ct pro kWh * 20 kWh Ladung = 13,80 €
- Blockiergebühr: 240 Minuten Ladung - 60 Minuten Inklusiv * 10 ct pro Minute = 18,00 €
- Gesamtpreis für Ladevorgang: 31,80 €
- "MyCharge" überweist 31,80 € an EnBW für den Ladevorgang
- EnBW nutzt den in der Roaming-Vereinbarung hinterlegten Tarif um den Ladevorgang zu berechnen:
- "MyCharge" rechnet den Ladevorgang mit dem Kunden ab.
- "MyCharge" nutzt den Tarif, der mit dem Kunden abgemacht wurde:
- Arbeitspreis: 49 ct pro kWh * 20 kWh Ladung = 9,80 €
- Blockiergebühr: 240 Minuten Ladung - 120 Minuten Inklusiv * 5 ct pro Minute jedoch * max. 5€ = 5,00 €
(eigentlich 6€ aber ist auf 5 € begrenzt) - Gesamtpreis für Ladevorgang: 14,80 €
- "MyCharge" bucht vom Kunden 14,80 € vom Konto ab.
- "MyCharge" nutzt den Tarif, der mit dem Kunden abgemacht wurde:
- Zusammenfassung
- "MyCharge" erhält vom Kunden 14,80 €, musste jedoch 31,80 € an EnBW überweisen. Sie haben mit diesem Ladevorgang 17 € Verlust gemacht.
Wie man sieht: Was "MyCharge" gegenüber EnBW bezahlen muss ist komplett unabhängig vom Tarif, den "MyCharge" mit dem Endkunden vereinbart hat.
Was man nicht sieht: Als Kunde kennt man die Roaming-Vereinbarungen gar nicht (ist ja grundsätzlich aber auch nicht relevant/schlimm).
Übrigens: Die oben genannten Werte und Ergebnisse sind nicht ganz so weit von der Realtität entfernt. Diese Begrenzung bei der Blockiergebühr gibt es meist auch nur in den Kundentarifen.